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ich habe für 2013/2014 10 Monate in Tansania, Tosamaganga gelebt. Dort habe ich in einem Kinder- und Waisenheim gelebt. Hier kann man über meine Erlebnisse und Erfahrungen während der 10 Monate lesen und sich über die Aktion Milchpulver für Tosamaganga informieren.

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Viel Spaß !

Dienstag, 7. Januar 2014

Vorweihnachtliche Geschehnisse

Nach langer Pause mal wieder Hallo aus Tansania! Die Zeit vergeht einfach viel zu schnell und man merkt gar nicht, wie alles an einem vorbei fliegt. So habe ich auch die ausstehenden Blogeinträge über Weihnachten, Silvester, das Schlagen und anderen Dingen vor mir her geschoben. Jetzt neigen sich allerdings die Ferien dem Ende zu und danach werde ich noch weniger Zeit haben. Deswegen kommen die nächsten 3 Blogeinträge jetzt schnell hintereinander und ich hoffe ich kann den Monat Dezember nochmal gut zusammenfassen.
Bevor ich mich der ausführlichen Beschreibung Weihnachtens widme erzähle ich kurz über ein paar Dinge aus unserer Vorweihnachtszeit. In dieser Zeit ist nicht wirklich deutsche Weihnachtsstimmung aufgekommen, da es hier einfach so viele Dinge nicht gibt, die zu einem „deutschen Weihnachten“ dazu gehören. Sei es Schmuck, Lichterketten, Weihnachtsmärkte, Adventskränze, Weihnachtssüßigkeiten oder die Kälte. Ein bisschen vermisst habe ich den ganzen Weihnachtstrubel schon, aber den werde ich noch oft genug haben.  Ich habe in der Zeit dafür ein paar andere Dinge erlebt, von denen ich ein bisschen erzählen will.
Zum einen haben wir an einem Sonntag nach der Kirche unseren Freund Moses besucht. Er ist 25, hat bereits Theologie und Geschichte studiert, lernt seit 4 Monaten sehr erfolgreich deutsch und ist zudem auch noch Priesteranwärter. In 4 Jahren wird er vermutlich ein richtiger Priester sein und bis dahin widmet er sich noch weiteren Studien. Er hat uns nach der Kirche eingeladen und es gab erstmal ein 2. Frühstück. Einladungen beinhalten in Afrika grundsätzlich Essen. Wir uns also nett mit ihm und noch 2 weiteren Schwestern unterhalten (teilweiße auch auf deutsch) und dazu Tee getrunken und Brot gegessen. Wir haben viel über die Unterschiede zwischen Tansania und Deutschland geredet. Garnicht  glauben konnten unsere Gastgeber, dass wir eigentlich nur einmal am Tag warm essen und es abends eigentlich eher Brot gibt. Und ein Leben ohne Ugali ist auch unvorstellbar für Tansanier.
Nach dem Essen sind wir ein bisschen spazieren gegangen in Tosamaganga, was wirklich ein wunderschöner Ort ist. Vor allem nachdem es jetzt so viel geregnet hat, ist die gesamte Gegend grün geworden, was alles anders aussehen lässt. Nachdem wir ein bisschen gelaufen sind verkündete Moses, dass wir nun die „Wazee“ besuchen werden. „Wazee“ bedeutet alte Menschen, aber wir wussten trotzdem nicht so richtig, wie wir das verstehen sollten. Bis wir dann ankamen und sahen, dass es eine Art Altenheim für die Schwestern war. Direkt auf dem Berg von Tosamaganga, mit tollem Blick über die ganze Iringa-Gegend steht das Gebäude. Wie viele Gebäude in Tansania, hat auch dieses einen „Innenhof“. Auf diesem steht die kleine Kirche für die ca. 25 älteren Schwestern, die dort wohnen. Rundherum ist alles schön bepflanzt und ordentlich gepflegt. An den 4 Seiten liegen dann die Zimmer der Schwestern. Wenn ich sage „ältere“ Schwestern untertreibe ich vielleicht ein bisschen. Im Durchschnitt waren die Schwestern bestimmt 90. Manche saßen schon im Rollstuhl, andere gingen im 90° Winkel gebückt. Trotzdem haben sich die Schwestern unglaublich über unseren Besuch gefreut. Eine Schwester hat uns sogar die Hände geküsst. Ich kann es so schlecht in Worte fassen, wie es für mich war. Ich war so gerührt, dass sich so um die Schwestern gekümmert wird, wenn sie älter werden und diese trotz aller Einschränkungen so dankbar sind. Am meisten beeindruckt hat mich eine Schwester die 1935 als erste Schwester nach Tosamaganga gekommen ist und jetzt stolze 106 Jahre alt ist. Zwar konnte sie nicht mehr hören, aber dafür konnte sie noch laufen und war erstaunlich fit. Sie hat unsere Hände genommen und wollte garnicht mehr auf ihr Zimmer zurück, sondern viel lieber mit uns rum gehen. Ich fand das alles so toll, dass ich mich total beherrschen musste nicht los zu heulen. Ich bin Moses total dankbar, dass er uns das „Altenheim“ gezeigt hat. Nachdem wir wieder zurück gegangen sind und auch noch Mittagessen gegessen haben, haben wir uns wieder auf den Heimweg ins Waisenheim gemacht.

Seit Dezember singen Nina, Niklas und ich auch so richtig im Chor mit. Der ist nicht sonderlich regelmäßig, aber sobald ein Auftritt ansteht, wird auf einmal super intensiv geprobt. So hatten wir vor unserem Auftritt Heiligabend in der Kirche eine ganze Woche lang jeden Tag in etwa 2 Stunden Probe. Irgendwann hatte ich echt keine Lust und keine Stimmer mehr. Zudem ist der Chor wie gesagt etwas unzuverlässig, was aber auf alle zeitlichen Angaben hier in Tansania zutrifft. Wenn der Chor um „4“ anfängt, laufen wir frühstens um halb 5 los. Und selbst dann sind wir noch mit die Ersten. Allen Zeit-, Orts- und Tagesangaben vertraue ich hier mittlerweile nicht mehr.
Einmal hat Brother Bosco uns mitgenommen zu dem Grundstück der Brüder. Dort haben wir dann auch gleich den ersten Bruder hier in Tosamaganga kennengelernt, der sogar „nur“ 97 war.

Ein weiteres Erlebnis hatte ich am 23. Dezember. Dort bin ich mal mit Nina für einen Morgen mit ins Krankenhaus gegangen, um mir die Arbeit auf der Geburtenstation anzugucken. Zu meinem Glück durfte ich auch gleich 2 Kaiserschnitte erleben, aber leider keine richtige Geburt. Ansich ist das Krankenhaus echt schon modern und vor allem riesig, allerdings erinnern manche Dinge auch ein bisschen ans Mittelalter. Die Ärzte machen auf mich einen guten und qualifizierten Eindruck. Hierzu ein kleiner Einschub aus der Anfangszeit hier. Wie ja allen regelmäßigen Lesern meines Blogs bekannt ist, hatte ich einen sehr stark entzündeten Mückenstich. Als dieser dann sogar schon beim normalen Stehen wehgetan hat, habe ich mich zu einem Arztbesuch entschieden. Ich bin also morgens mit Nina gegen halb 8 losgelaufen. Da ich keine Ahnung hatte, wo ich hin musste, haben wir eine Schwester gefragt, die mich an Peter weiter geleitet hat. Dieser arbeitet in der Aufnahme und war ab dann mein Begleiter. Er hat mich in eine Art „Wartezimmer“ gesetzt, was allerdings eher ein Flur war. Das gesamte Krankenhaus ist eigentlich eher ein offenes Gebäude. Alles ist zur Mitte hin offen und die Gänge grenzen direkt an den Innenhof. Da saß ich nun also und wartete bis die Ärzte aus ihrer morgendlichen Besprechung kamen. Um halb 9 kam dann ein Arzt und nahm mich mit ins Behandlungszimmer. Das sah im Grunde aus wie ein deutsches Behandlungszimmer. Ein Tisch, 2 Stühle, eine Liege, ein paar Geräte und ein paar Dokumente. Der Arzt schaute sich den Stich in etwa 2 Sekunden an und verschrieb mir Antibiotikum und Schmerzmittel. Hier gibt es keine Verschreibungszettel, sondern jeder Patient kriegt sowas wie eine „Kundenkarte“ :D Dort steht Name, Alter und Geschlecht drauf. Dann wird dort auch die Diagnose und die Medikamente dagegen drauf geschrieben. Diese Karte muss man sich aufheben, denn man bringt sie zu jedem Arztbesuch wieder mit. Als ich fertig war (ich habe 45 Minuten gewartet und war 5 Minuten in Behandlung), ist Peter mit mir weiter gezogen. Erstmal zu einem Raum, wo ich meine Medikamente bezahlen musste. Ich habe für 30 Tabletten Antibiotikum und 18 Tabletten Paracetamol 2300 Schilling bezahlt: 1,15€. Danach sind wir zur Apotheke gegangen. Dort habe ich dann aus Dosen meine Tabletten in kleine Braune Tütchen abgezählt bekommen. Mit meinen Medikamenten bin ich dann wieder nach vorne gegangen und mein Arztbesuch war beendet. Vorne an der Anmeldung sah ich dann eine ganz lange Schlange Menschen stehen. Ich habe Peter gefragt, worauf sie alle warten. Dann erst sagt er mir, dass sie „Sprechstunde“ eigentlich erst um 9 anfängt und die Menschen darauf warten angemeldet zu werden und behandelt zu werden. Da erst wurde mir klar, dass ich einfach nur vorgezogen wurde. Es war mir so unangenehm an den bestimmt 20 dunkelhäutigen Menschen vorbei zu gehen, die alle auf einen Arzt warten und ich mit meinem kleinen Mückenstich war schon fertig und noch vor der Sprechstunde ohne Warten dran gekommen, nur weil ich eine „Mzungu“ (Weiße) bin. Für das nächste mal weiß ich allerdings Bescheid, dann werde ich mich um Punkt 9 brav zu den anderen Kranken in die Schlange stellen.
Zurück zu meinem Besuch bei Nina. Ich war also zum ersten Mal in meinem Leben bei einem Kaiserschnitt dabei. Ich war sogar zum ersten Mal in meinem Leben überhaupt in einem Operationssaal (vom Tierarzt mal abgesehen). Der sah eigentlich ganz normal und modern aus. Monitore, Geräte, Operationsgeschirr. Nur die Türen verrieten mir, dass wir in Afrika sind. Das waren nämlich Holz-Klapptüren. Mich erinnerte das an Klapptüren von Kneipen in Western-Filmen.
Der Kaiserschnitt ging ganz schnell. Die Frau wurde betäubt, der Bauch aufgeschnitten, ein bisschen gedehnt und dann kam das Kind schon rausgefluppt. Ein bisschen dramatischer hatte ich es mir vorgestellt, aber es war trotzdem ein tolles Gefühl bei so einem Moment dabei zu sein. Zur Krönung durfte ich dann auch noch die Nabelschnur durchschneiden. Da hab ich mich dann wirklich wie der Ober-Boss gefühlt, wie ich mit meinem Mundschutz und meiner Kopfhaube meine eigene kleine Operation durchführen durfte. Ich gebe zu, es hat ungefähr 2 Sekunden gedauert aber es war trotzdem cool. Danach musste ich dann erstmal rausgehen, weil die Luft mit Mundschutz echt knapp wird und ich geschwitzt habe wie nichts. Was ich auch interessant fand war, dass schwarze Kinder garnicht richtig schwarz zur Welt kommen. Erstmal sind sie mehr so grau. Das eine Kind war sogar heller als ich. Biologisch kann ich mir den Vorgang leider nicht erklären, wie das Kind dann noch dunkler wird, aber interessant fand ich es trotzdem.
Mir wäre der Krankenschwester-Job allerdings nichts. Nina ist ungefähr die Hälfte vom Tag am Rumlaufen durch das gesamte Krankenhaus, was mir ja eher nichts ist. Aber es war trotzdem schön, mal einen Tag mitzuerleben und vor allem eine Geburt mitzuerleben.
Das war dann schon der letzte Tag vor dem 24. . Alles was danach kommt, schreibe ich im Weihnachtseintrag, der bald folgen wird.
Ich hoffe ich konnte ein paar Erlebnisse aus meiner Vorweihnachtszeit gut darstellen. Leider ist es unmöglich die ganzen Erlebnisse und Eindrücke richtig in Worte zu fassen. Ich will alles so gut erklären, wie ich kann aber trotzdem stellt es nie dar wie es wirklich war. Auch Fotos können nie genau das einfangen, was ich zeigen will. Ich hoffe, ihr erfreut euch trotzdem an dem was ich schreibe, ich gebe Alles J

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