Pünktlich zum vergangenen Ostern fange ich mit dem Thema Kirche an. Natürlich nochmal Frohe Ostern an alle, ich hoffe ihr hattet ein paar schöne Feiertage.
Kirche spielt hier in Tansania definitiv eine große Rolle. Ob Musik, Dekoration, Alltag oder einfache Begrüßungen, der Glaube an Gott ist überall spürbar. Morgens, wenn ich bei den Kindern bin läuft im Hintergrund über Handy-Radio immer eine Morgenmesse mit, was mir ehrlich gesagt morgens um 6 oft auf die Nerven geht. Für die Menschen hier gehört es einfach dazu. Auch den Tag über läuft neben der "angesagten" Musik aus Tansania oft tansanische Kirchenmusik, die deutlich freudiger und lebendiger ist als deutsche Kirchenmusik.
Die Dekoration der Räume hier kann man als kitschig bezeichnen. Alles was glitzert, leuchtet und am besten noch neonpink oder grün ist, lieben die Menschen hier. Zudem jede Menge Kreuze, Jesusbilder oder irgendwelche Bilder von Päpsten, Heiligen und anderen religiösen Menschen. Als Begrüßung, besonders bei Brüdern und Schwestern, wird meistens "Tumsifu Yesu Kristo" verwendet, was soviel heißt wie "Gelobt sei Jesus Christus". In Deutschland wäre es vollkommen unmöglich durch die Gegend zu laufen und die Leute mit Gelobt sei Jesus Christus anzusprechen, hier ist es allerdings ganz normal.
Allgemein gibt es in Tansania unglaublich viele Schwestern und Brüder. Man läuft eigentlich dauernd welchen über den Weg, wenn man nicht sogar mit ihnen zusammen lebt. Viele Bildungseinrichtungen werden hier von Brüdern oder Schwestern geleitet, sodass Schule auch unwiderruflich mit kirchlicher Erziehung zusammen hängt. An fast jeder Schule wird morgens gebetet und an Internaten natürlich auch abends. Schwestern und Brüder haben hier einen hohen Stand in der Gesellschaft. Darüber stehen eigentlich nur Priester und Bischöfe. Auch ist deutlich zu sehen, dass die Kirche in Tansania deutlich mehr Geld hat als große Teile der Bevölkerung. Die Schwestern und Brüder leben in großen Gebäuden, die Wohlstand und für tansanische Verhältnisse Reichtum ausdrücken. Vielleicht ist es deswegen auch so verlockend in Tansania auf kirchlicher Ebene aufzusteigen.
In unserer Einsatzstelle werden wir nicht ganz so extrem in den religiösen Alltag der Schwestern eingebunden. Beten tun wir nur vor und nach jedem Essen. Sonntags heißt es natürlich für alle Menschen Kirche. Das gehört zum Leben dazu, wie Essen und Trinken. So gehen auch wir brav jeden Sonntag in die Kirche. Diese dauert meist von 8 bis ca. 9:30 Uhr, was für tansanische Verhältnisse fast schon kurz ist.
Dort gehen wir immer zusammen mit den großen Kindern hin, was manchmal sehr unterhaltsam ist, da diese oft im Sitzen einnicken und auch mal von den Bänken fallen.
Für die Kirche machen sich immer alle Menschen schick und es ist fast wie ein Feiertag. Sonntags trifft man immer viele Menschen, besonders nach der Messe, was auch eigentlich immer ganz schön ist.
Der Glaube an Gott ist für viele Menschen hier sehr wichtig. Sie machen ihn nicht für ihre Situation verantwortlich, sondern beten und danken für das was sie haben und hoffen darauf, dass Gott ihnen im Leben hilft.
Einerseits finde ich den Gottesglauben hier sehr beeindruckend. Die Menschen glauben wirklich fest an Gott und ihre Religiösität spiegelt sich viel in ihrem Leben wieder.
Manchmal ist es mir aber auch einfach zu viel und ich frage mich, ob sie wirklich jedes mal mit festem Glauben beten oder es einfach nur machen weil es dazu gehört.
Auch Ostern war natürlich wieder ein Kirchenmarathon.
Von Donnerstag bis Montag waren wir jeden Tag in der Kirche. Immer so zwischen 2 und 3 Stunden. Während es Donnerstag und Freitag eher sehr ruhige Kirchengänge waren, wurde Samstag zur Auferstehung richtig gefeiert. Der Gottesdienst ging dann auch gleich mal 4 Stunden. Das Gejubel und die Freude hat uns sehr berührt. Befremdlich fanden wir es allerdings, als alle nach vorne gegangen sind und Jesus am Kreuz kniend geküsst haben. Ich habe schon vom Hinsehen Herpes bekommen und mich deshalb dezent zurück gehalten.
Montag ging auch nochmal 3 1/2 Stunden, da auch noch ca. 30 Kinder getauft wurden.
Das viele Knien im katholischen Gottesdienst halte ich nach wie vor für unnötig und meine Knie tun jedes mal wieder weh.
Montag war dann auch noch eine kleine Osterfeier im Waisenheim mit den Kindern. Sonntagabend hatten wir Eier gefärbt und die mampften die Kinder Montag dann sehr zufrieden, was uns allen viel Freude gemacht hat.
Allgemein gewöhnt man sich eigentlich schnell an die Kirchengänge sonntags und es gehört auch mittlerweile echt dazu, obwohl unsere Motivation natürlich nicht immer auf 100 % ist.
Bilder von unserem Osterfest versuche ich sobald wie möglich hochzuladen.
Wer Fragen zu dem Thema Kirche hat kann mir diese gerne über das "Kontaktformular" auf dem Blog hier senden und ich trage natürlich alle Informationen nach.
Das wars erstmal ☺
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